• Wiebke Salzmann

  • Text-Wirkerei

  • Wirken an Texten – Wirken von Texten

Über mich

Wie kam ich zum Schreiben?

Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden … Ich hatte nämlich nie vor, Geschichten zu erfinden oder gar aufzuschreiben. Von Beruf bin ich Physikerin und arbeite als selbstständige Lektorin und Autorin für Naturwissenschaften und Mathematik – wer sich dafür interessiert: Mehr dazu hier: wissenstexte.de.

Wer sich lieber anhört, wie ich zum Schreiben kam, kann das in diesem Interview tun, das die Programmleiterin vom Literaturhaus Rostock Ulrika Rinke nach einer Lesung im Februar 2018 mit mir führte.

Ostseeluft macht kreativ

Als es mich 1995 an die Ostseeküste verschlug, kannte ich hier keinen Menschen. Da von Anfang an klar war, dass ich hier lange, wenn nicht den Rest meines Lebens bleiben würde, musste ich also etwas tun, um das zu ändern. Das erstbeste, was mir dazu einfiel, war, einen Volkhochschulkurs in Rostock zu belegen. Und zwar in Französisch. Dort habe ich dann nicht nur sehr gute Freunde gefunden, sondern auch die Idee zu meiner ersten Geschichte.

Winter in der Rostocker Heide

Irgendwann war nämlich das Präteritum dran und unserer Dozentin fiel nichts Besseres ein, als uns über die Semesterferien aufzugeben, ein Märchen zu schreiben, um das Präteritum zu üben. Auf Französisch, versteht sich. Die Semesterferien dauerten etwa 3 Monate, bis es im Oktober wieder losging. Von diesen 3 Monaten habe ich über 2 Monate geflucht über diese bescheuerte Idee.

Schon immer gehörte zum Sonntagsprogramm ein Waldspaziergang, früher in der Umgebung von Braunschweig, inzwischen in der Rostocker Heide. Und irgendwann im 3. Monat der Semesterferien hatte ich mitten im Wald plötzlich die Idee zu einem Märchen um den Schmetterling und die Wetterdrachen. Ich sehe die Waldweg-Kreuzung heute noch vor mir. Es war ein trüber Tag; ich bilde mir ein, dass bereits nasser Schnee gelegen hat.

Die deutsche Fassung zu schreiben, ging dann ganz schnell – die französische Fassung dauerte deutlich länger, wurde aber rechtzeitig fertig. (Aus all dem sollte man jedoch nicht schließen, dass ich immer noch genug Französisch kann, um den Text zu verstehen …)

Wie kommt man von der nüchternen Physik zu komischen Krimis und Märchen?

Mondkorona
Eine Korona um den Mond. Meistens sieht man nur die innere große weiße Scheibe mit einem rötlichen Rand, aber unter günstigen Bedingungen treten farbige Ringe auf. Diese kommen nicht wie beim Regenbogen durch Brechung, sondern durch Beugung zustande. Mehr dazu hier: physik.wissenstexte.de/korona.htm

Also zunächst einmal ist Physik alles andere als trocken und nüchtern. Eine Korona um den Mond verliert nichts an Schönheit dadurch, dass man versteht, wie sie zustande kommt. Im Gegenteil – die Gesetzmäßigkeiten zu begreifen und an ganz anderer Stelle wiederzufinden, ist unglaublich faszinierend.

Ich glaube auch nicht, dass man ohne Kreativität Wissenschaft betreiben kann. Damit meine ich natürlich nicht, kreativ Messdaten zu erfinden … Aber bei unerwarteten Daten das Bekannte neu zusammenzusetzen oder im „schlimmsten Fall“ das Bekannte als offenbar doch nicht so bekannt zu akzeptieren, erfordert durchaus Kreativität.

Zum andern braucht man eine Fähigkeit des Wissenschaftlers auch beim Schreiben von Geschichten – genau wie eine wissenschaftliche Theorie muss auch eine Geschichte in sich konsistent und stimmig sein; und man muss hier wie da in der Lage sein, Inkonsistenzen zu erkennen und zu beseitigen. (Letzteres ist in einem Roman natürlich einfacher, als wenn man Messergebnisse hat, die sich partout nicht in die Theorie einfügen wollen … Aber auch in einem Roman kann es passieren, dass man ganze Passagen neu schreiben muss, weil sie nicht zum Rest passen.) Zwar kann man in der Fantasy oder der Science Fiction neue Welten erschaffen, aber wenn diese Welten bestimmte Gesetzmäßigkeiten einmal haben, muss die gesamte Geschichte diesen folgen. Und wenn die Figuren ihre Charaktereigenschaften haben, müssen sie sich diesen gemäß verhalten oder es muss zumindest gut begründet sein, wenn sie das mal nicht tun.

Was tue ich, wenn ich nicht schreibe?

Natur(-wissenschaft)

Erstens muss ich natürlich auch Geld verdienen. Nach einigen Jahren in der Forschung in Magnetosphärenphysik und Bodenphysik tue ich das seit 2000, indem ich Texte aus Physik und Mathe als selbstständige Lektorin bearbeite – dazu gehören Schulbücher, Sachbücher, Zeitschriftenartikel, Lexikonartikel und und und.

Zudem habe ich einen Internetauftritt aufgebaut, in dem ich versuche, physikalische Phänomene möglichst anschaulich zu erklären. Der Inhalt richtet sich danach, was mich selbst gerade interessiert – es ist aber schon einiges zusammengekommen, weil mir ständig was Neues auf- und einfällt. Dabei liebe ich kleine Experimente, die man mit Haushaltsgegenständen nachmachen kann. Sogar ein Lichtleiter lässt sich mit einer Milchtüte basteln und das Abendrot kann man auch in Milchwasser erzeugen. Wen es interessiert, der kann hier schauen: physik.wissenstexte.de

Zweitens haben wir einen großen Garten, der mich vor allem im Frühling und im Spätsommer gut beschäftigt hält …

Forschung mal anders

Drittens bin ich für die Dorfchronik zuständig. Eine Arbeit, die nicht nur im Schreiben besteht, sondern in Gesprächen, Archiv-Besuchen und allerlei sonstigen zum Teil sehr zeitaufwändigen Recherchen. Über die Dorfchronik bin ich damit auch wieder zum Forschen gekommen – wenn ich jetzt auch keine Messdaten mehr interpretieren muss, sondern versuchen muss, verschiedene Aussagen aus Akten, Zeitungsartikeln und mündlicher Überlieferung in Übereinstimmung zu bringen. Was nicht immer eindeutig möglich ist. Mitunter suche ich auch mehrere Jahre nach nur einem einzigen Datum … In den alten Akten stecken aber nicht selten auch schöne Ideen für Geschichten.

„Feuerpause“ bei der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen
Genau an meinem Geburtstag brannte eine Strohpresse – weshalb der Kaffeetisch unter dem Kirschbaum plötzlich sehr verwaist war, nachdem beim Klang der Sirene alle anwesenden Feuerwehrleute aufgesprungen waren …

Viertens bin ich seit einigen Jahren für die Freiwillige Feuerwehr Mönchhagen für alles zuständig, was es dort zu schreiben gibt, wie Chronik, Artikel zu Aktivitäten, Protokolle und die Internetseite. Dazu kommen noch die Aufgaben bei den Veranstaltungen wie Osterfeuer oder Dorffest – nur Löschen und Retten tue ich nicht. Um ehrlich zu sein, bin ich dafür zu ängstlich. Trotzdem weiß ich, was ein Stützkrümmer ist und wie ein Backdraft zustandekommt. Wenn Sie das auch wissen möchten, finden Sie auf der Internetseite der Freiwilligen Feuerwehr Mönchhagen unter Technisches, unter Technisches/Glossar und unter Hintergrund dies und noch viel mehr.

© Wiebke Salzmann